Der Zustand des Europäischen Bankensystems ist im Verlauf der letzten Jahre, seit der Bankenkrise 2007/2008, deutlich besser geworden. Der Bankensektor steht dabei unstrittig heute deutlich besser da, als vor der globalen Bankenkrise mit den daraus erwachsenden Auswirkungen.
In den zurückliegenden Jahren sind die Risikoaktiva der einzelnen Kreditinstitute – nicht zuletzt auch aufgrund aufsichtsrechtlicher Vorgaben – deutlich reduziert worden. Allerdings konnte im gleichen Maße die Höhe der Betriebskosten nicht reduziert werden. Infolgedessen sind die bankinternen Betriebskosten im Verhältnis zu den jeweiligen Risikoaktiva gestiegen; das Ziel einer wachsenden Profitabilität als Ergebnis einer zunehmenden Verschlankung wurde nicht erreicht. Letztlich macht sich hier auf höchst unangenehme Weise das Phänomen der Fixkostendegression bemerkbar, da ganz einfach verschiedene kritische Größen im Hinblick auf die Organisations- und Personalstrukturen bei Kreditinstituten nicht beliebig abgeschmolzen oder gar proportional zum Vermögen abgebaut werden können. Infolgedessen wird zu erwarten sein, dass die betroffenen Kreditinstitute künftig noch stärker auf Automatisierung und neue Technologien setzen müssen – dies nicht zuletzt auch schon aufgrund der immer stärker werdenden Konkurrenz der sogenannten FinTech-Unternehmen. Hinzu kommt, dass neue margenstarke Geschäftsfelder erschlossen werden müssen, um das Betriebsergebnis zu verbessern.
Generell lässt sich feststellen, dass die Bankenbranche momentan einem enormen Leidensdruck ausgesetzt ist: Die Auswirkungen der Krise von 2007 und 2008 in Verbindung mit der Umsetzung von Basel III und die aktuelle Politik der Europäischen Notenbanken stellen de facto enorme Herausforderungen dar, deren schlussendliche Auswirkungen auf die Kunden der Kreditinstitute – gleichgültig, ob im privaten oder gewerblichen Bereich – noch nicht absehbar sind.
Stand Mai 2016