Es ist schon erstaunlich, welch kurzes Gedächtnis manche Marktteilnehmer haben, wenn es um die Entwicklung einzelner Regionen und Märkte der Immobilienwirtschaft geht. Es ist noch nicht allzu lange her, als gerade Ostdeutschland pauschal verunglimpft wurde als eine elegante Möglichkeit, um „Geld zu verbrennen“ oder Fehlinvestitionen zu leisten; der Begriff der Fehlallokation machte allenthalben die Runde, wenn von Investments in Ostdeutschland die Rede war.
Eine erste gewisse Trendwende gab es, nachdem die TLG erfolgreich an die Börse ging. Na ja, so meinten die Insider, das seien ja schließlich Gewerbeimmobilien und hier wäre die Lage in Ostdeutschland doch etwas anders zu bewerten.
Inzwischen hat sich das Blatt offenbar gewendet. Die viel gescholtenen ostdeutschen Immobilien, die sich insbesondere außerhalb der Ballungsgebiete und Überhitzungszonen von Dresden, Leipzig, Potsdam, Jena & Co. befinden, werden für Investoren immer interessanter. Mit der Überschrift „Traumrenditen in ostdeutschen Mittelstädten“ begeistert sich die Immobilienzeitung in ihrer Ausgabe vom 20. Oktober 2016 ob der famosen Aussichten, die Wohnungsbestände im Osten bieten, sofern man sie in seinem Portfolio hat.
Einmal mehr zeigt sich, dass die unterschiedliche Entwicklung von unmittelbar nebeneinander liegenden Teilmärkten Realität ist: Sicherlich gibt es in vielen ostdeutschen Klein- und Mittelstädten hochinteressante Lagen, die Bruttorenditen abwerfen und von denen Investoren, die ihr Geld in den Big Seven Deutschlands investiert haben, nur träumen können. Anders formuliert: Die pauschale Abkehr von bestimmten Märkten oder Marktsegmenten ist ebenso ein Renditekiller, wie das blinde Investieren in nachgefragten und medial hochgejubelten Regionen. Wie war das doch mit der „Schwarmintelligenz“?
Mitunter drängt sich der Verdacht auf, dass manch hoch emotionaler Artikel, der sich den Schwierigkeiten am Immobilienmarkt widmet, insbesondere die Eigensicht und Betroffenheit der Verfasser schildert, die ihren Wohnort an eben jenen Brennpunkten, wie bspw. München, Hamburg oder Berlin haben. Hier möchte man sagen: Sehr geehrte Journalisten, kommen Sie in die ostdeutschen Mittelstädte, die nicht nur sehr lebenswert sind, sondern darüber hinaus auch über höchstattraktiven preiswerten und rentablen Wohnraum verfügen …
Stand Oktober 2016