Mit der in Rede stehenden Einführung der Regularien um Basel IV sollen Defizite ausgeglichen werden, die im Zusammenhang mit Basel III entstanden sind. Bemerkenswert ist dieses Vorhaben der Finanzaufsicht, da ja die Regelungen um Basel II noch nicht einmal in allen Ländern eingeführt sind und die Regelungen um Basel III erst bis Ende 2018 umgesetzt werden müssen. Nun also spricht man bereits von Basel IV …
Während in der Vergangenheit bankinterne Risikomodelle höher bewertet wurden, als der alternativ nutzbare sogenannte Standardansatz, scheint sich hier die Auffassung der Finanzaufsicht grundlegend geändert zu haben. Hintergrund dieser Denkweise und der möglichen Änderungen ist sicherlich das Streben nach einer Vereinfachung der Regulierungsansätze einerseits, aber auch ein sehr hohes Vertrauen in standardisierte Risikogewichte andererseits.
So plant Basel IV, den Kreditrisiko-Standardansatz grundsätzlich zu überarbeiten, um so das Risikogewicht auf der Grundlage externer Ratings bzw. Bonitätsbeurteilungen zu berechnen. Selbstredend müssen die entsprechenden Ratingagenturen durch die Aufsicht anerkannt sein.
Im Wesentlichen geht es der Aufsicht darum, im Gegensatz zu den bisher geltenden Eigenkapitalvorschriften die Leverage Ratio bei den unterschiedlichen Risiken der jeweils betrachteten Bankengeschäfte stärker zu berücksichtigen. Da bisher das Kernkapital lediglich im Verhältnis zur gesamten Bilanzsumme betrachtet wurde, ergab sich daraus der Anreiz, weniger risikoarmes und stattdessen risikoreicheres Geschäft einzugehen. Daraus wiederum ergaben sich entsprechende wirtschaftliche Vorteile, da üblicherweise risikoreichere Geschäfte mit höheren Margen beaufschlagt sind.
Der Bundesverband deutscher Banken schätzt, dass bei einer vollständigen Umsetzung der Vorhaben aus Basel IV die Kapitalanforderungen an das Kernkapital der Kreditinstitute nochmals um bis zu 50 % steigen könnten. Das wiederum würde sich entsprechend auf die Betriebsergebnisse der einzelnen Bankhäuser auswirken. Angesichts der immer prekärer werdenden Situationen vieler Kreditinstitute – dies wiederum im Hinblick auf die expansive Geldpolitik der Notenbanken – kommen die angedachten Maßnahmen schlichtweg zum falschen Zeitpunkt und setzen falsche Signale.
Stand Mai 2016