Vor dem Hintergrund der Energieeinsparverordnung und den Bestrebungen zur Reduzierung des Energieverbrauches bei Heizung und Warmwasser wird immer wieder die Diskussion um Sinn oder Widersinn der Fernwärmenetze geführt. Interessant ist, dass die Branche selbst die Kosten für Fernwärme mit 7,91 Cent je Kilowattstunde angibt, während bei der Nutzung von Erdgas als Wärmequelle lediglich 6,6 Cent und bei Heizöl sogar nur 5,11 Cent anfallen. Dass diese Preise Schwankungen unterliegen, ist bekannt. Tendenziell wird sich jedoch dieser Trend aus dem IV. Quartal 2015 wohl nicht grundlegend ändern.
Betreiber der Fernwärmenetze sind häufig die ortsansässigen Stadtwerke, die damit – und auch in Verbindung mit entsprechenden Satzungen – ihre Monopolstellungen nutzen, weshalb sie sich der erhöhten Aufmerksamkeit des Bundeskartellamtes erfreuen.
Ganz abgesehen davon, dass in Deutschland eine Reihe von Fernwärmenetzen vorhanden sind, die entsprechend hohe Verluste generieren, sieht es auch beim Neubau von Fernwärmenetzen mitunter nicht viel besser aus: so regelt die EnEV zwar bis ins letzte Detail, wie Leitungen innerhalb von Gebäuden zu dämmen sind. Vorschriften für die Dämmung von Fernwärmeleitungen gibt es jedoch nicht.
Um die Verluste von Fernwärmeleitungen oder -netzen so gering wie möglich zu gestalten, gibt es drei Ansätze:
- Vorlauftemperaturen relativ niedrig halten,
- Dämmung so effektiv wie möglich und
- geringe Rohrquerschnitte nutzen.
Immerhin liegen die Verluste der Fernwärmetrassen auch bei optimierten und ambitionierten Neubauvorhaben immer noch in einer Größenordnung von etwa 150 bis 250 Kilowatt pro Meter und Jahr. Hinzu kommt das sogenannte „Wärmenetz-Paradoxon“, da aufgrund der zunehmenden Dämmung von Gebäuden auch deren Wärmeverbrauch und damit die Abnahmemenge sinkt, was zu einer schlechteren Ausnutzung (Wirkungsgrad) der Fernwärmenetze führt.
Bei einer Entscheidung, ob bzw. inwieweit Fernwärmenetze eingesetzt werden sollen, sind diese Aspekte sicherlich sehr genau zu prüfen, da gerade auch hoch effiziente dezentrale Heizungsanlagen konkurrenzlos sind. Es sei denn, die Stadtwerke zeigen große Bereitschaft, ihre Preisgestaltung auch gerade für Großabnehmer flexibel zu gestalten…