Neben den ca. 8.000 in Deutschland existierenden kommunalen und Wohnungsunternehmen mit öffentlichem Hintergrund nehmen die ca. 2000 Wohnungsgenossenschaften mit etwa 2,1 Mio. Wohnungen eine wichtige Position in der organisierten Wohnungswirtschaft ein. Wohnungsgenossenschaften gelten schlechthin “dritter Weg” bzw. Alternative zum Wohnen im Eigentum oder zur Miete. Spätestens mit dem unter der Leitung von Jürgen Steinert erarbeiteten Bericht der Expertenkommission ist der Genossenschaftsgedanke wieder stärker in der Öffentlichkeit diskutiert worden.
Das Genossenschaftswesen hat schon immer und nahezu traditionell auf historische Zäsuren reagiert. Selbstverwaltung und Selbstverantwortung, die Selbsthilfe und die gemeinsame Identität sind Grundlage des Genossenschaftsgedankens. Die gegenwärtig ablaufenden globalen Prozesse nehmen auf Schwierigkeiten und Probleme sozialer Gruppen weniger (keine) Rücksicht, als dies bisher nationale, regionale oder lokale Autorität getan hat. Die mangelnde Leistungsfähigkeit der öffentlichen Hand wird allenfalls nur Schlimmstes verhindern können. Für einen großen Teil unserer Bevölkerung werden sich die ökonomischen Bedingungen ungünstiger entwickeln. Die zur Verfügung stehende arbeitsfreie Zeit wird dagegen im Wesentlichen in ähnlichem Umfang erhalten bleiben oder gar tendenziell anwachsen. Mit der praktischen Nutzung des Genossenschaftsprinzips lässt sich in diesem Kontext für aktive und engagierte Mitglieder eine deutliche Verringerung des Lebensstandards zumindest teilweise auffangen.
Im Rahmen einer Qualifikation zur Erlangung des Titels “Master of Science (Real Estate)” am EIPOS, dem Europäischen Institut für postgraduale Bildung an der TU Dresden e.V., verfasste Herr Hannes B. Erhardt unter der Betreuung von Herrn Dr. Frank Winkler eine Masterthese mit dem Titel: Wohnungsgenossenschaften – eine Zukunftsoption der sozialen Immobilienwirtschaft. Aus dem Vorwort:
“…so sind Eigeninitiative, Selbsthilfe und Solidarität wieder notwendig. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob der Genossenschaftsgedanke als tragfähige Option neu ergriffen werden sollte. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandene Genossenschaftsbewegung war ein Akt der Selbsthilfe und Solidarität. Ziel der Arbeit ist es, die tragenden Prinzipien der Wohnungsgenossenschaften darzustellen und zu analysieren, wie diese im derzeitigen Marktumfeld bestehen und agieren. Schließlich ist zu prüfen, ob genossenschaftliches Wohnen wieder stärker in den Fokus immobilienwirtschaftlichen Managements gerückt werden muss…”